Freitag, 4. Januar 2008
Was siegt?
Bestätigt Karl nicht indirekt den namenlosen Räuber, der von Groß-Mann-Sucht spricht?
Sein herrisches Auftreten gegenüber den Männern scheint mir ein Indiz dafür. Selbst sagt Moor: "Man könnte mich darum bewundern" Und darauf folgend "nach einigem Nachsinnen" entschließt er sich seinem Abgang die Egozentrik zu nehmen, durch seine Tagelöhner-Aktion.
Vernunft verliert (Amalia wird ihm wie im Wahn hingerichtet, als Moor sich nicht für würdig erachtet)
Liebe verliert
Männerbund verliert
Meine Frage steht: Was siegt?
siegt die Gerechtigkeit? wohl kaum... oder?
siegt die Moral?
siegt die Ordnung, das Recht?
(das denke ich, er begibt sich aus mehr oder weniger freien Stücken in seine Hand, opfert sich ihm:
"[...]- O eitle Kinderei - da steh ich am Rand eines entsetzlichen Lebens, und erfahre nun mit Zähnklappern und Heulen, daß zwei Menschen wie ich den ganzen Bau der sittlichen Welt zu Grunde richten würden. Gnade - Gnade dem Knaben, der Dir Vorgreifen wollte - Dein eigen allein ist die Rache, Du bedarfst nicht des Menschen Hand. Freilich stehts nun in meiner Macht nicht mehr die Vergangenheit einzuholen - schon bleibt verdorben, was verdorben ist - was ich gestürzt habe steht ewig niemals mehr auf - Aber noch blieb mir etwas übrig, womit ich die beleidigte Gesetze versöhnen, und die mißhandelte Ordnung wiederum heilen kann. Sie bedarf eines Opfers - Eines Opfers, das ihre unverletbare Majestät vor der ganzen Menschheit entfaltet - dieses Opfer bin ich selbst. Ich selbst muß für sie des Todes sterben. )
Franz bleibt sich treu
Schweizer, der seinen Schwur nun nicht einlösen kann, erschießt sich.
Ich finde die Pastorszene irgendwie überflüssig.
Unerwartete Ereignisse
Ein Räuberlied leitet in die Szene ein. Es erläutert noch einmal den absoluten Freiheitsbegriff, den die Räuber als ihre Motivation sehen.
Bei seiner Ankunft zieht Karl sich ohne weiteres Aufhebens zurück. Ich glaube, dass ihm der Entschluss, seine Amalia (selbstverschuldet) ein für alle Mal zu verlassen, die Motivation seiner Taten nimmt. Die Liebe in seinem Herzen ist zum Verderb verdammt. Deshalb spürt er das nahende Ende seines Projektes, das sich auch in der herbstlichen Stimmung der Natur wiederfinden lässt. In diesem Moment ist er nicht mehr der Räuber Moor. So konnte ihn auch nicht das Zeichen der ewigen, treuen Männerfreundschaft erreichen. Schweizer fühlt sich missverstanden, wenn Karl sagt: "Das warst nicht du." Karl spricht verallgemeinernd von der Rachegöttin, von der Tatsache, dass diese Entwicklung der Dinge von der ausgleichenden Gerechtigkeit geprägt ist. Schweizer versteht es als eine Art Vorwurf.
Die, aus dem endgültigen Verlust der Liebe entstehende, Verzweiflung ruft die Selbstmordgedanken hervor. Er entscheidet sich abermals gegen eine Flucht aus seinem qualvollen Leben, diesmal jedoch nicht durch äußere Umstände erzwungen, sondern aus einer inneren und würdevollen "freien Entscheidung" heraus.
Bemerkung:
Die sophistischen Gedanken können Karls Moral und Gewissen nicht erschüttern (denn er zittert heftig).
Mich stört die finanzielle, irdische Belohnung für die Rache, die er Schweizer zusätzlich ankündigt. Vorher legt er dar, weshalb er die Rechtfertigung erhält Rache zunehmen. Er spricht vom Urzustand der Dinge, dem Zwiespalt aller Dinge, ausgelöst durch den Vatermord, der gegen Menschlichkeit und sämtliche Moralvorstellungen verstößt.
Donnerstag, 3. Januar 2008
Empfindsamkeit bis zum Überlaufen
Amalia sitzt im Garten. Sie ist in Gedanken versunken. Die Gefühle, die sie dem Fremden gegenüber empfindet, bereiten ihr Pein. Sie bleibt standhaft bei ihrem Schwur ihn ewig zu lieben. Karl tritt auf. Beide berichten einander von ihrer großen Liebe. Wir erfahren, warum Karl nicht zurückkehren kann: Amalia rückt von Karl als dem Verbrecher ab und preist stattdessen den nicht mehr existierenden unschuldigen Geliebten. Das beide ungeachtet von Schuld, jeder für sich, ein von Grund auf gutes Herz besitzen, beachtet sie nicht.
Der Unschuld wegen?
Den Entschluss, ohne Rache oder ohne zumindest die Untertanen von Franzens Schreckenherrschaft zu befreien, abzuziehen finde ich nicht ganz schlüssig. Bewegt Karl die Erinnerung an die Unschuld seiner Kindheit zu diesem Schritt? Will er sich desshalb so feig aus der Affäre ziehen?
In der Höhle des Löwen
Der Charakter von Franz wird durch die Einführung Daniels noch einmal geschärft. Es bildet sich ein scharfer Kontrast zwischen dem Materialisten und dem obrigkeitshörigen, treuen, frommen, bäuerlich beschränkten, aber friedlichen Daniel. Auch der Monolog von Franz in dieser Szene steht dem von Karl in der letzten Szene als Gegenstück gegenüber. Während Karl Schuldgefühle am Schicksal seines Vaters plagen, überwindet Franz seines durch einen weiteren sophistischen Angriff auf das Phänomen der Geburt und damit des Lebens.
Ich verstehe nicht, warum Amalia ihren Geliebten nicht erkennt. Die "Larve", die er aufgesetzt hat und das nun wilde und sonnengegerbte Haupt, scheinen ihn zumindest nicht gänzlich unkenntlich gemacht zu haben, sonst hätte Franz ihn schließlich nicht erkannt.
Rückkehr in die Heimat
Karl in seiner Heimat. Erinnerungen werden wach. Er verschleiert seine Identität, um unerkannt in das väterliche Schloss einzutreten.
(Schon besser :-) )
Mittwoch, 2. Januar 2008
Die Schlacht ist gewonnen - und was ist mit dem Krieg?
Der Hauptmann liegt nach gewonnener Schlacht vor Erschöpfung wie erschlagen auf einer Lichtung. Vor dem Idyll der Natur im Licht des Sonnenuntergangs verzweifelt Karl. Er sieht nur die aufgeklärte Vergänglichkeit des Lebens. Daraus erwächst ihm die Nichtigkeit jedes menschlichen Handelns. Er sehnt sich nach der Unschuld der Jugend, nach den Freuden des einfachen Lebens (der Tagelöhner). Angesichts seiner Lage in den Tiefen des Abgrunds des Schicksals wünscht er sich zurück in den "Mutterleib". (Interessant: Zuvor, als er von den Schandtaten seiner Männer erfahren hat, wollte er sich noch in eine Erdspalte verkriechen. Später sehnt er den Tod herbei.) Durch den Rückhalt, den seine Männer ihm geben und den Blutzoll den sie an ihn entrichtet haben, gestärkt, schwört er ihnen erneut die ewige Treue.
Ein junger Bursche, Kosinsky sein Name, trifft auf die Truppe, mit dem erklärten Ziel ihr beizutreten. Karl rät ihm davon aufs heftigste ab. Man spürt förmlich die Reue, die ihn, ob seines Beschlusses Räuber zu werden, plagt. Kosinsky lässt sich jedoch nicht beirren. Er legt den Männern sein Schicksal dar, das durchaus vergleichbar mit dem Karls ist. Er selbst hat sein persönliches Amalien-Erlebnis. Moor von diesen Schilderungen erregt, gibt seine Entscheidung bekannt, in seine Heimat zu reiten, um seine Geliebte wiederzusehen.
Eine gewisse Enttäuschung meinerseits muss ich eingestehen, wenn Karl versuchen will sein individuelles Schicksal zu richten, anstatt sich nun in seiner Rolle als Rächer bestärkt zu sehen und gegen das System als ein Ganzes vorzugehen. Wenn man seine Erinnerungen an die Jugend kurz zuvor bedenkt, scheint mir der Entschluss psychologisch zwar plausibel, meine Erwartungen an diesen außergewöhnlichen Charakter erfüllt es jedoch nicht.
Gelacht - vielleicht zu Unrecht - habe ich, als Spiegelberg vor meinem inneren Auge sich die Haare raufend sich aufregt, wie ungeschickt der Hauptmann bei der Rekrutenanwerbung verhandelt. :) (vermutlich schwer nachvollziehbar, aber was solls..?!)
(Amalia scheint wohl ein recht beliebter Name damals gewesen zu sein..)
"Seele rann in Seele - Erd und Himmel schwammen wie zeronnen, um die Liebenden" - Nein Franz, nicht du.
Amalia sitzt im Garten, spielt auf ihrer Laute und singt dazu ein Lied auf ihre verlorene Liebe. Franz kommt hinzu und versucht erneut mit allen Mitteln Amalia für sich also Frau (später Mätresse) zu gewinnen. Sie bleibt standhaft, sowohl gegenüber Betteln und Bitten, als auch Befehlen und Drohungen. Sie prophezeit ihm ihren ewigen Widerstand gegen ihn, will lieber ins Kloster gehen, als ihm seinen Wunsch zu erfüllen. Sie wehrt sich sogar physisch, indem sie ihm "Maulschelle" gibt und ihn schließlich mit seinem eigenen Degen verjagt. Plötzlich tritt Herrmann auf. Von Schuldgefühlen getrieben gesteht er ihr das Geheimnis, dass sowohl der alte Moor, als auch ihr Geliebter noch immer leben.
Das Liebeslied finde ich, obwohl es aus heutiger Sicht kitschig ist, doch interessant. Es beschreibt, wie Körper und Geist sich im Liebestaumel aus ihrem ewigen Spannungsverhältnis in Harmonie auflösen. Eine Eigenschaft, die ich auch der Musik zuspreche. Auch sie entfaltet fast schon magische Anziehungskraft auf den Menschen. Musik spricht sowohl unabstreitbar den Geist an, als auch den Körper. Man bewegt sich z.B. rhythmisch zu der Musik und auch Kleinkinder fangen, wenn sie Musik hören, irgendwann intuitiv an mit den Armen zu fuchteln, als ob sie dirigieren würden.