- Franz Moor nachdenkend in seinem Zimmer. - Die Szene dient dem erneuten, ausführenden Blick auf Franzens Wesen. Franz möchte seinen Vater in den Tod treiben. Dieser Entschluss ist das gedankliche Resultat seiner materialistischen Einstellung (siehe vorherige Mitteilungen). Er will seine Machtgelüste ausleben, jedoch ohne die Gefahr, dass dieser moralisch verwerfliche, ja kriminelle Akt in irgendeiner Weise auf ihn selbst zurückfällt. Um diese "friedliche Eintracht der Seele mit ihrem Leib zu stören" sucht er sich einen "Deus ex Machina", den er in Herrmann findet. Er manipuliert ihn auf äußerst geschickte Weise, indem er alle Register der Beeinflussung auf ihn anwendet: Er stellt seine Würde in Frage (Herrmanns Herkunft ist fragwürdig, Franz spricht von „Meerrettig“ und Rindfleisch, zwischen denen er gezeugt sein soll), lenkt und steigert seinen Zorn, indem er etwaige Demütigungen Karls und des Alten Moors, die wahrscheinlich lang zurückliegen, Herrmann ins Gedächtnis ruft. Er verspricht ihm die Liebe Amalias, wohl wissend, dass er, Franz Höchstselbst seine eigenen Pläne mit ihr hat und nutzt nicht zuletzt auch die Raffgier des Menschen aus, wenn er Herrmann einen Batzen Geld anbietet. Um den für seinen Plan Unentbehrlichen auf seine Person einzuschwören, stärkt er ihm das Rückgrat seines kranken Egos, indem er ihn in seinen Empfindungen verbal bestätigt und weiter antreibt.
Für sprachlich äußerst gelungen halte ich die Beschreibung der Reue als Schlange (aus Franzens Perspektive).
Bemerkenswert finde ich, dass sowohl Materialismus, als auch der Idealismus, den Schiller propagiert und die sich sonst gegenseitig heftigst ablehnen, sich doch in dem einen einzigen Punkt überschneiden, dass sie beide die Überwindung der natürlichen Realität mit Hilfe der Vernunft zum Ziel haben. Diese Erkenntnis ist für mich ein weiteres Indiz, keiner solcher Weltanschauungen als absolut zu sehen. (Wobei ich diesen Vorwurf keineswegs Schiller machen würde.)
Samstag, 29. Dezember 2007
Der Plan des Franz
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